Erich Bertram und Gustav Reinhardt

Erich Bertram
Feuerwehrkamerad
geb.: 08. März 1909 in Aschersleben
gest.: 14. September 1950 in Aschersleben
 
Gustav Reinhardt
Feuerwehrkamerad
geb.: 31. Juli 1892 in Aschersleben
gest.: 14. September 1950 in Aschersleben

In den Nachtstunden des 14. September 1950 brach im Häckselwerk Ramdohr in der Ascherslebener Oststraße ein Großbrand aus, der das gesamte Häckselwerk mit Lagergebäuden in Schutt und Asche legte. Nach der schon mehrere Stunden dauernden Brandbekämpfung kam es zu einem tragischen Unglücksfall. Während der Löscharbeiten des Lagergebäudes mit Häckselgut stürzte unvorhersehbar eine hohe Giebelwand durch die extreme Hitzebelastung ein und begrub vier Feuerwehrmänner und einen Polizeiangehörigen unter sich. Herbeieilende Feuerwehrmänner befreiten die verunglückten Kameraden. Die zuvor angeforderten Polizeikräfte der neu gegründeten Polizeischule in Aschersleben zur Absicherung der Brandstelle richteten einen Mannschaftswagen zum Hilfsrettungswagen her und brachten die verunglückten Einsatzkräfte ins Städtische Krankenhaus. Bei den Feuerwehrkameraden Löschmeister Erich Bertram und Hauptfeuerwehrmann Gustav Reinhardt konnte nur noch der Tod festgestellt werden.

Der Kamerad Erich Bertram, Sattlermeister bei der Firma Lucke, war 41 Jahre alt und hinterließ eine Ehefrau, einen Sohn und eine Tochter. Der 58 Jahre alte Kamerad Gustav Reinhardt war Bahnangestellter und ließ auch mehrere Angehörige zurück. Beide Kameraden waren über 20 Jahre aktive Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Aschersleben.

2 Menschenleben auf dem Gewissen

Nach der Brandbekämpfung, die mehrere Tage andauerte, konnte eindeutig Brandstiftung als Brandursache ermittelt werden. Durch ungenügende Wachsamkeit hatten sich Brandstifter in das Objekt des Häckselwerkes einschleichen und an mehreren Stellen Feuer legen können. Der gewählte Zeitpunkt – es herrschte starker Wind – begünstigte die Brandbeschleunigung und -ausbreitung. Angrenzende Gebäude wurden durch die Feuerwehrkameraden geschützt und nahmen keinen Schaden. Die Brandstifter wurden nicht gefasst und legten innerhalb der nächsten 24 Stunden einen weiteren Großbrand in einem Lager der Konsum-Genossenschaft in der Weststraße. Als sogenannte „Kontrolleure“ verschafften sie sich ungehinderten Zutritt zu den Lagerräumen; eine Ausweiskontrolle wurde vernachlässigt.

Ehrung für die Brandbekämpfer

Nach diesem tragischen Unglücksfall fand am 18. September 1950 die feierliche Beisetzung unter großer Ehre und Anteilnahme statt. Der Rat der Stadt Aschersleben ließ auf dem Städtischen Friedhof eine gemeinsame Grabstelle für die verunglückten Feuerwehrkameraden errichten, die bis heute erhalten und gepflegt wird. Die Ascherslebener Geschichtswerkstatt „FeuerwehrGeschichte(n)“ der Kreisvolkshochschule konnte dank zweier Firmen im September 2005 eine Gedenktafel im Feuerwehrgerätehaus der Ortsfeuerwehr Aschersleben feierlich einweihen. Seitdem gedenken die Mitglieder der Geschichtswerkstatt gemeinsam mit aktiven und Alters-Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Aschersleben am Tag des Unglücks regelmäßig der auf tragische Weise ums Leben gekommenen Feuerwehrkameraden Erich Bertram und Gustav Reinhardt.
Seit der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Aschersleben im Jahre 1868 gab es sonst keine tödlichen Unglücksfälle im hiesigen Feuerwehreinsatzdienst.

 

Text: Bernd Schulz, Leiter der Geschichtswerkstatt „FeuerwehrGeschichte(n)“ der Kreisvolkshochschule des Salzlandkreises, 2010/2014
Fotos: GW Asl KVHS, 2005