Ehrenfriedhof für die Terroropfer des II. Weltkrieges

Die Gedenkstätte der Terroropfer auf dem Friedhof Schmidtmannstraße.

An der Gedenkstätte für die Terroropfer des II. Weltkrieges wurden 291 Bürger, Zwangs- und Fremdarbeiter beigesetzt, die bei den Bombenangriffen auf das Junkerszweigwerk Aschersleben 1944/45 ums Leben kamen.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland 1933 begann auch auf dem Territorium der Stadt Aschersleben die Ansiedlung von Betrieben der Rüstungsindustrie. Nordwestlich der Stadt wurde Ende 1934 auf dem Gelände der Kalischächte VI und VII an der Wilslebener Straße die „Heeresmunitions-Anstalt“ (MUNA) errichtet. Auf einem Teil der ehemaligen Ascherslebener Maschinenbau AG (AMA) im Westen der Stadt entstand nach teilweisem Abriss und Beräumung im Jahr 1935 ein Zweigwerk der Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG. Hier wurden von bis zu 7 000 Beschäftigten, darunter Fremd- und Zwangsarbeiter sowie KZ-Häftlinge, Rümpfe unter anderem für die Flugzeugtypen Ju 52, 87 und 88 gefertigt. Im April 1937 war Aschersleben außerdem nach 1884 wieder Garnisonsstadt geworden. Für die 2. Batterie der schweren Flak-Stammbatterie Dessau wurde an der Güstener Straße in kurzer Zeit eine der modernsten Kasernen der deutschen Wehrmacht gebaut. Im Zuge der Ansiedlung der Rüstungsindustrie und dem damit verbundenen Zuzug von Arbeitskräften entstanden von 1937 bis in die 1940er Jahre neue Wohngebiete: am nördlichen Stadtrand eine Eigenheimsiedlung für die Junkers-Mitarbeiter („Junkerssiedlung”), und in der Halberstädter Straße und am Hellgraben bis zum Zollberg sowie an der Lauestraße und auf dem Gelände des ehemaligen Sportplatzes Am Roten Berg weitere Wohnhäuser.

Nach vereinzelten Luftangriffen in der Umgebung der Stadt (seit 1940) wurde mit dem Vorrücken der Alliierten im Westen auch die Industrie- und Garnisonsstadt Aschersleben und ihre Betriebe ab dem Jahr 1944 verstärkt Ziel von Luftangriffen.

  

Luftangriffe auf Aschersleben 1944/45 (Auswahl)

 

Freitag, 21. Januar 1944

Nachtangriff der Royal Air Force mit Brandbomben auf den Rangierbahnhof, die Junkerswerke mit dem Lager „Hochtrift“ und die Ascherslebener Maschinenbau AG (AMA); Beschädigung von 52 Gebäuden in der Umgebung des Werkes

 

Dienstag, 22. Februar 1944, 14.02 Uhr

Angriff auf die Junkerswerke durch die US Air Force
Todesopfer: 45 Deutsche, 25 Ausländer – Beisetzungen am 26. Februar auf dem Städtischen Friedhof, Schmidtmannstraße, Aschersleben

 

Donnerstag, 29. Juni 1944, 9.30 Uhr

Spreng- und Brandbombenangriff der US Air Force auf die Junkerswerke, Junkerssiedlung und die Heeresmunitionsanstalt (MUNA)
Todesopfer: 7 Deutsche, 7 Ausländer – Beisetzungen am 3. Juli

 

Freitag, 7. Juli 1944, 10.30 Uhr

Angriff durch die US Air Force mit Spreng- und Brandbomben auf die Stadtrand- und Winninger Siedlung
Todesopfer: 13 Deutsche, 9 Ausländer – Beisetzungen am 10. Juli

 

Ostersamstag, 31. März 1945, 10.10 Uhr

Bombenangriff der US Air Force auf das Stadtgebiet/Bahnhof und die Johannisvorstadt
Todesopfer: 78 Deutsche, 4 Ausländer

 

11. bis 17. April 1945

Dauernde Angriffe von Jagdbombern der US Air Force auf die Stadt mit Gebäudeschäden und Zerstörung der Bahnanlagen (unbekannte Opferzahlen)

 

Mittwoch, 11. April 1945, 11.00 bis 12.00 Uhr

Bombenangriff der US Air Force auf Bahnanlagen/Blumenstraße und das Krankenhaus
Todesopfer: 39 Todesopfer, davon 16 im Krankenhaus – Beisetzungen am 16. April

 

Dienstag, 17. April 1945
Besetzung der Stadt Aschersleben durch US-amerikanische Truppen

Ein bereits im Anflug auf Aschersleben befindlicher US-Bomberverband wurde nach Zerbst abkommandiert und zerstörte diese Stadt…

 

„Der Zweite Weltkrieg hinterließ auch in Aschersleben ein schreckliches Erbe. 1200 Einwohner Ascherslebens ließen an den Fronten des Krieges ihr Leben, etwa 250 Opfer waren unter der Zivilbevölkerung zu beklagen, nicht gezählt sind die zahlreichen Vermissten. Unter den ausländischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern gab es ca. 200 Tote. 352 Wohnungen im Stadtgebiet wurden durch Bombenangriffe beschädigt und zerstört. Dazu kamen zerstörte Bahnanlagen und Straßen in der Stadt und im Umland.“ (1250 Jahre Aschersleben, 2003)

 

Ausführliche Informationen:

Reiner Mühle/Wolfgang Kilian, Momente der Zeitgeschichte – Aschersleben und der 2. Weltkrieg; Aschersleben 2012;

Johannes Schwahn, Gnädig bewahrt – Erinnerungen eines Pastorensohnes uns Arztes 1925 – 1945, Mitteldeutscher Verlag Halle/Saale 2006;

Rolf Theuring, Aschersleben damals – Als die Zeit zu laufen begann, Aschersleben 2009;

Rita Vogel, Wie ich ein Ölfaß durch Aschersleben rollte – Kindheitserinnerungen, Aschersleben 2003;

Gedanken zu einem Foto vom 11. April 1945, in: Ostharz-Rundschau Aschersleben vom 7.4.1965;

Paul Sommer: Als man Aschersleben zur befestigten Stadt erklärte, in: Tageszeitung „Freiheit“. Ausgabe Aschersleben am 29.3. und 3.5.1960;

Hans Medenwald: Viele Tote waren zu beklagen. Zum 50. Jahrestag des Bombardements auf die Junkerswerke, in: Mitteldeutsche Zeitung. Ascherslebener Zeitung vom 22.4.1994;

50 Jahre danach. Serie der Mitteldeutsche Zeitung. Ascherslebener Zeitung zum Ende des Zweiten Weltkrieges am 23.1., 29.3., 30.3., 12.4., 14.4. und 9.5.1995;

Morgen vor 60 Jahren war der Zweite Weltkrieg für Aschersleben endlich zu Ende, in: Mitteldeutsche Zeitung. Ascherslebener Zeitung vom 16.4.2005.



Grabanlage Ehrengrabmal Gefallene und Terroropfer

 

 

Die Daten der Terroropfer des II. Weltkriegeswerden werden zur Zeit noch aufgearbeitet. Diese werden nach Prüfung veröffentlicht.


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Übersichtskarte
des Ehrenfriedhofes
"Gefallene und Terroropfer"

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