Das Sportlerdenkmal in Erinnerung an die Gefallenen Fußballer des FC Ascania im 1. WK

Sportlerdenkmal am ehemaligen Rotationsplatz

Ein Kriegerdenkmal, das am 2. Oktober 1930 eingeweiht wurde und lange besudelt, unbeachtet und fragil kein Aushängeschild für die gefallenen Söhne unsere Stadt darstellte. Nun hat es dank der Initiative der Geschichtswerkstatt Aschersleben in der KVSH Salzlandkreis und dem Verschörungsverein Aschersleben einen würdigen Standort auf dem Zentralfriedhof gefunden. Eingeweiht wurde es durch die Mitglieder des Fußballvereins “FC Ascania Aschersleben 1900”, als die Sportler das 30jährige Bestehen ihres Fußballclubs feierlich begingen.

Man gedachte vor 1930 den 21 Sportfreunden, die im Weltkrieg 1914-18 ums Leben gekommen waren. Damals ahnte man sicher nicht, dass nur 9 Jahre später eine noch viel folgenschwerere Katastrophe folgen sollte. 101 Fußballer des FC Ascania wurden für das Kaiserreich in den Krieg geschickt, nur 80 kamen zurück.

Am 1. Oktober 1900 hatten sich vier junge Männer im „Café und Restaurant zum Deutschen Kaiser“ vom Wirt Wilhelm Schülken im Bonifatiuskirchhof 20 zusammengefunden, um den Verein zu gründen. Es waren die Gebrüder Eugen und Paul Müller und ihre Mitstreiter Kreller sowie Willy Michaelis, der Sohn des Oberbürgermeisters. Im März des Jahres 1923 konnte sogar der vereinseigene Sportplatz an der heutigen Klopstockstraße/Ecke Magdeburger Chaussee feierlich eingeweiht werden.

Fußballspielen wurde Anfang des 20. Jahrhunderts auch in Aschersleben zu einem beliebten Freizeitvergnügen, nachdem die „Sportfreunde 1889 Aschersleben“ den ersten Fußballverein gegründet hatten. Der FC Ascania war nur eine von 15 Mannschaften in der sich rasant entwickelnden Sportart vor dem Ersten Weltkrieg in der Stadt.

In der Beilage des Ascherslebener Anzeigers vom 6. Oktober 1930 fand die Jubiläumsfeier des FC Ascania ein beachtliches Echo. Im vollbesetzten Saal des Bürgergartens hatte man sich eingefunden und das städtische Orchester sorgte für den passenden Sound der Zeit. Der erste Vorsitzende Otto Röhler begrüßte die Vertreter der Deutschen Turnerschaft und der befreundeten Sportvereine aus Nah und Fern als Zeichen der Eintracht und Kameradschaft.

Gewürdigt wurde im Bürgergarten an der Ermslebener Straße auch die am 2. Oktober vorangegangene Enthüllung des Denkmals am Sportplatz des Fußballclubs. Glückwunschtelegramme und Auszeichnungen vieler Vereine und Sportorganisationen galten dem FC Ascania und seinen Mitgliedern. Unter den Gästen war auch Kurt Andrae vom Fußballverein „Spiel-Vereinigung Aschersleben“ (S-V. A.), der ein Tischbanner mit Widmung an den Vorsitzenden Otto Röhler übergab.

Der Zweite Weltkrieg hatte den Fußballsport zum Erliegen gebracht und auch nach dem Zerschlagen des Faschismus gab es andere Prioritäten. Dennoch nahmen sportliche Aktivitäten wieder zu, als sich die Verhältnisse langsam stabilisierten.

Kriegerdenkmäler hatten es nicht einfach nach dem Zweiten Weltkrieg in unserer Stadt. Sie wurden als Erinnerungen an den deutschen Militarismus beseitigt und sollten Platz machen für ein antifaschistisches Deutschland. Aus heutiger Sicht kann festgestellt werden, dass Erinnerungen an Soldaten, deren Leben einer imperilaistische Politik zum Opfer fielen, wichtig sind, um solche Verbrechen an fremde und das eigene Volk in Erinnerung zu halten und für immer zu verhindern.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dem Antrag der Ascanischen Fußballer vom 24. Juli 1946 zur Fortführung der Vereinstätigkeit nicht stattgegeben und so endete die Geschichte des FC Ascania in den Wirren der Nachkriegszeit. Später wurde der Ascaniaplatz als “Rotationplatz” umbenannt und diente als Austragungsort verschiedener Sportveranstaltungen der BSG Rotation Aschersleben. Das war die Betriebssportorganisation des VEB Optima Aschersleben. Mit der Aufgabe der Sporteinichtung und Modifizierung des Rotationsplatzes in ein Regenrückhaltebecken für die Oberflächenentwässerung im Jahre 2014 rollen hier endgültig keine Fußbälle mehr.

Geblieben war das o.g. Kriegerdenkmal, das überwuchert und trostlos lange auf seine Rettung im Jahre 2018 wartete. Dank zweier Benefizveranstaltungen und weiteren Spenden wurden Mittel zur Erhaltung des Denkmals zur Verfügung gestellt.

Die 21 Namen der Sportler des FC Ascania, die im 1. WK ums Leben gekommen sind:

Walter Allert
Udo Bethge
Robert Brundick
Alfred Buschmann
Hans Giesecke
Willy Gorsler
Karl Jahme
Hugo Lampe
Richard Lampe
Richard Laue
Fritz Mennicke
Willy Nothnagel
Otto Pickert
Otto Pilz
Herrmann Sasse
Willy Sauer
Karl Sebbesse
Alfred Schönfeld
Willy Schröder
Walter Schwabe
Hugo Töpke

Da Familienmitglieder eines der gefallenen Sportler ausfindig gemacht werden konnten, konnte das Leben und Sterben von Alfred Buschmann nachvollzogen werden. Er wurde als zweites Kind am 29. August 1899 seiner Eltern Moritz und Therese Buschmann in Aschersleben geboren. Er hatte 4 Geschwister. Sein Vater war der Malermeister Moritz Buschmann, dessen Haus dem heutigen Filmpalast am Markt weichen musste. Bis 1932 hatte er dort sein Geschäft und Wohnsitz. Als der AM-Palast erbaut wurde, errichtete Moritz sein Geschäft im Haus Über den Steinen 32, das aber ebenfalls nicht mehr existiert. Alfred setzte nicht die Malertradition seines Vaters und Großvaters fort, sondern entschloss sich, Lehrer zu werden. Am Lehrerseminar am Holzmarkt in Aschersleben wurde er Student und spielte in seiner Freizeit Fußball im FC Ascania. Mit ihm zogen viele Kommilitonen und Sportkammeraden in den Krieg. Er war nur 19 Jahre alt, als er am 9. Juni 1918 im französischen Rollot wenige Monate vor Kriegsende (11. November) zu Tode kam. Sein Großenkel Jörg Buschmann erinnert sich, dass man in der Familie der Meinung war, dass er einem Kopfschuss erlegen war, als er Telefonleitungen an der Front verlegen wollte. Alfred war ledig und hatte das Leben noch vor sich. Auch ihm war das Sportlerdenkmal des FC Ascania gewidmet. Sein Name ist auch an der Bronzetafel auszumachen, die den Opfern des Lehrerseminars gewidmet ist und im Museum aufbewahrt wird.

Kurt Großkreutz
November 2018

Abbildungen:
01 Kriegerdenkmal am ehemaligen Rotationsplatz, Zustand Januar 2018, Foto Großkreutz
02 Alfred Buschmann 1918, rechts mit Kameraden an der Front in Frankreich, Foto privat

...Rapid Gallery Loading...