Familie Billeter

Heinrich Billeter
Heinrich Billeter
geb.: 5. August 1821 in Männedorf bei Zürich
gest.: 23. Januar 1895

Heinrich Billeter besuchte eine Dorfschule und wanderte schon im Alter von 17 Jahren aus, um sich in Süddeutschland zum Maschinenbauer, speziell zum Eisendreher ausbilden zu lassen. Er arbeitete längere Zeit in der fürstlich Fürstenbergischen Maschinenfabrik in Immerdingen, dann in Karlsruhe, Hildburghausen und kam schließlich nach Magdeburg-Buckau, wo er bald zum Drehermeister der heutigen „Maschinenfabrik Buckau“ ernannt wurde. Die Stellung bekleidete er neun Jahre. Schon als verheirateter Drehermeister erkannte Heinrich Billeter seine mangelhafte Schulbildung und war deshalb bestrebt, sich in den Freistunden durch Selbststudium und durch genommenen Unterricht in Rechnen, Mathematik und Maschinenlehre weiter auszubilden.

Umzug nach Aschersleben

Im Oktober 1856 verband er sich mit dem Schmiedemeister David Klunz. Beide arbeiteten zuerst ein halbes Jahr als selbständige Handwerksmeister in Buckau und zogen dann nach Aschersleben. Mit geringen ersparten Mitteln erwarben die beiden und Billeters Bruder Jacques ein kleines Grundstück „Hinter dem Zoll 770d samt Ställen, Hofraum und Wohnhaus sowie angrenzendem Ackergrundstück für 2.280 Taler“ (ab 1875: Hinter dem Zoll 26) und gründeten am 15. April 1857 die Maschinenbauanstalt „Billeter & Klunz“. Hier reparierten sie die unterschiedlichsten Maschinen, Kessel und Pumpen. Zunächst bezog die Firma den Rohguss aus Magdeburg. Dann stellte sich die Notwendigkeit heraus, Eisenguss selbst herzustellen und man beschloss, eine kleine Eisengießerei zu bauen. Am 5. September 1859 wurde zum ersten Mal, da die Eisengießerei noch nicht fertig war, unter freiem Himmel in Aschersleben Eisen gegossen. 1862 trat sein Heinrich Billeters Bruder Jacques aus der Firma. aus und gründete seine eigene Maschinenbaufirma, aus der die Ascherslebener Maschinenbau-AG (AMA) hervorging. 1864 löste sich auch David Klunz von der Firma. Dafür trat der Kaufmann Gustav Steinbrecht als Teilhaber in das Geschäft ein, schied allerdings 1885 schon wieder aus. Heinrich Billeter, der sich auch als Stadtverordneter in Aschersleben engagierte, erkannte, dass die wachsende Industrie Werkzeugmaschinen benötigte. Er konstruierte und baute im Jahr 1877 die erste „Einpilaster-Hobelmaschine“ (Reichspatent 0129), die die Bearbeitung größerer Werkstücke ermöglichte, und wurde damit weit über die Grenzen von Aschersleben hinaus bekannt.

Ernst Billeter
Ernst Billeter
Ältester Sohn von Heinrich Billeter
geb.: 13. September 1851
gest.: 18. August 1903

Firma bleibt weiter in Familienhand

1885 traten Heinrich Billeters drei Söhne Heinrich jr., Ernst und Julius in die Firma als Mitinhaber ein und übernahmen nach dem Ausscheiden des Vaters 1886 den Betrieb. Die Erzeugnispalette wurde mit Einständer- und Zweiständer-Hobelmaschinen und ab 1930 mit Flächenschleifmaschinen erweitert. Die Maschinen waren gefragt; der Absatz gesichert. Ab dem Jahr 1889 konnten Billeters Entwicklungen auf allen bedeutenden Industrieausstellungen, auch auf der Weltausstellung in Paris, bestaunt werden.
Ernst Billeter übernahm 1888, nach dem frühen Tod seines Bruders Heinrich jr., zusammen mit seinem Bruder Julius die Firmengeschäfte. Im Jahr 1900 wurde der Betrieb von einer OHG in eine Aktiengesellschaft mit einem Kapital von rund einer Million Mark umgewandelt. Aufsichtsratsvorsitzender war Otto Bestehorn. Zu dieser Zeit hatte die Firma bereits 150 Beschäftigte. Eine neue Montagehalle sowie eine neue Gießerei wurden errichtet.
Ernst Billeter war verheiratet mit Johann, geb. Kruse (30. November 1859 bis 4. November 1945) und wurde an der Mauer zur Ziolkowskistraße beigesetzt.
Der jüngste Sohn von Heinrich Billeter, Julius Billeter, übernahm nach dem Tod seines Bruders Ernst 1903 die alleinige Unternehmensleitung. Nach ihm ging sie an Hans Billeter, Sohn von Ernst, und Juluis' Sohn Georg Billeter über.
Die Weltwirtschaftskrise in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts überstand das Unternehmen ebenso wie den Zweiten Weltkrieg. In dieser Zeit werden neben Hobelmaschinen auch Rüstungsaufträge, wie der Bau von Panzerabwehrkanonen und Sturmgewehren, erledigt. Im Jahr 1945 verließen die Nachkommen von Firmengründer Heinrich Billeter den Betrieb und die Stadt Aschersleben.

Heinrich Billeter jr.
Heinrich Billeter jr.
Bruder von Ernst Billeter
geb.: 22. Februar 1856 in Aschersleben
gest.: 12. Juli 1888 in Aschersleben

Seit 1885 war er Mitinhaber der Firma Billeter & Klunz (WEMA)

Julius Billeter
Julius Billeter
Sohn von Heinrich Billeter
gest. 1926

Er übernahm nach dem Tod des Bruders Ernst die Unternehmensleitung 1903 allein (Vorstandsvorsitz).

Hans Billeter
Hans Billeter
Sohn von Ernst Billeter
Georg Billeter
Georg Billeter
Sohn von Julius Billeter

 

 

 

 

 

 

 

 

Fotos: Walter Strutz, Geschichtswerkstatt
Text: Frank Reisberg, Geschichtswerkstatt